DZG appelliert: Steuerentlastung für Gastronomie darf auf der Zielgeraden nicht scheitern

23. Oktober 2025 – Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)
  • Denkfabrik fordert verlässliche Umsetzung der beschlossenen sieben Prozent auf Speisen 
  • Gemeinsames Handeln von Bund und Ländern beim Haushalt 2026 jetzt notwendig

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) zeigt sich angesichts aktueller Aussagen aus der Politik besorgt über mögliche Rückschritte bei der geplanten Reduzierung der Mehrwertsteuer bei Speisen auf sieben Prozent ab 2026. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hatte laut BILD erklärt, die Entlastung der Gastronomie stehe „auf der Kippe“, wenn die Länder das Gesamtpaket, zu dem auch die Erhöhung der Pendlerpauschale sowie die Stärkung des Ehrenamtes gehören, nicht wie vereinbart mittragen.

„Die Betriebe der Gastronomie benötigen jetzt vor allem eines: planbare Rahmenbedingungen, statt neuer Unsicherheiten“, sagt DZG-Vorstandssprecher Dr. Marcel Klinge. „Hohe Energie- und Lebensmittelkosten sowie flächendeckender Personalmangel fordern unsere Unternehmen ohnehin stark heraus. Wenn die im Bundeskabinett bereits beschlossene Entlastung ausbleibt, wird sich der Trend steigender Insolvenzen fortsetzen – mit Folgen für Beschäftigung, Steuereinnahmen und Lebensqualität in Stadt und Land.“

Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts lag die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im September 2025 über zehn Prozent höher als im Vorjahr. Das Gastgewerbe – als größter Gastwelt-Sektor – zählt dabei zu den am stärksten betroffenen Wirtschaftsbereichen. Die DZG warnt daher, dass in einer ohnehin angespannten Lage das Ausbleiben der Steuerreduzierung ein zusätzlicher Belastungsfaktor für viele Betriebe wäre. „Wer die Entscheidung über die sieben Prozent jetzt wieder infrage stellt, sendet ein falsches Signal und gefährdet Vertrauen in politische Verlässlichkeit“, mahnt Klinge.

„Mit über 6 Millionen Beschäftigten, einer Bruttowertschöpfung von 483 Milliarden Euro und Präsenz in allen 11.000 Kommunen Deutschlands, ist die Gastwelt – bestehend aus Tourismus, Hospitality, Foodservice und Freizeitwirtschaft – eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Insbesondere im ländlichen Raum sind gastronomische Betriebe Treffpunkte, Arbeitgeber und sozialer Anker zugleich“, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete. Die sieben Prozent seien daher auch keineswegs ein Geschenk, sondern wirtschaftliche Vernunft. Sie stabilisierten Preise, sicherten Arbeitsplätze und stärkten Orte, die für Zusammenhalt und Lebensqualität stünden. Die Entscheidung sei daher auch gesellschaftspolitisch von Bedeutung.

Die DZG ruft Bund und Länder dazu auf, in den anstehenden Beratungen von Bundestag und Bundesrat an der von CDU/CSU und SPD vereinbarten Linie festzuhalten und die Steuerreduzierung wie geplant umzusetzen. „Verlässlichkeit und gemeinsame Verantwortung seien die Basis für Investitionen, Beschäftigung und Stabilität, gerade in einem Sektor, die Deutschland täglich verlässlich und kompetent mit Millionen Essen versorgt – ob in der Einzelgastronomie, in Betriebskantinen, in Schulen, Pflegeeinrichtungen oder Kindergärten.“

Hintergrund

Gastwelt

Die Gastwelt ist ein vom Fraunhofer IAO und der Denkfabrik im Jahr 2022 neu konzipierter Dienstleistungssektor, der Gastlichkeit und Lebensqualität als gemeinsames Serviceprodukt in den Mittelpunkt stellt. Die Gastwelt ist durch ihre 250.000 mittelständischen Betriebe eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft und mit 6,2 Millionen Mitarbeitenden der zweitgrößte Arbeitgeber Deutschlands. Sie setzt sich aus den Gastwelt-Sektoren Beherbergung, Gastronomie, Foodservice, Tourismus und Freizeitwirtschaft zusammen und prägt damit den Alltag von Millionen Menschen. Als Arbeitgeber, Standortfaktor und Innovationsmotor trägt die Gastwelt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität bei und schafft als #HerzUnsererGesellschaft Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders. Ihre enge Verzahnung mit Handel, Mobilität, Digitalisierung und Infrastruktur macht sie zu einer unverzichtbaren Querschnittsbranche mit Millionen Arbeitsplätzen und hoher Standorttreue.

DZG

Die 2021 gegründete Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) vernetzt auf Bundesebene Politik, Wissenschaft, Verbände und hochkarätige Vertreter aller Wertschöpfungssektoren der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit). Der interdisziplinäre und überparteiliche Thinktank fokussiert sich inhaltlich auf strategische Zukunftsthemen – wie Arbeitskräftesicherung, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI – und entwickelt praxisnahe Maßnahmen zur effektiveren Krisenbewältigung.

Die über 200 Mitgliedsunternehmen und Partner der Spitzenorganisation (wie z.B. die Radeberger Gruppe, Deutsche Bahn, Unilever Food, Motel One, Transgourmet, Metro, Center Parcs, Dorint, Bioland, Dussmann, NordCap, Best Reisen, FlixBus, Booking.com, Gerolsteiner) beschäftigen zusammen über 740.000 Mitarbeitende in allen Regionen Deutschlands. Außerdem engagieren sich über 20 führende Verbände und Organisationen aus allen fünf Gastwelt-Sektoren (wie z.B. die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland HDV, der Verband Deutscher Freizeitparks VDFU, der Verband Internet Reisevertrieb VIR, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, die Deutsche Barkeeper-Union DBU, die Jeunes Restaurateurs Deutschland JRE, der Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik HKI) in der DZG.