Koalitionsvertrag: Gute Weichenstellung – Entlastungen müssen schon im Sommer kommen!

10. April 2025 – Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG)

Denkfabrik: Reduktion der Gastro-Mehrwertsteuer auf den 1. Juli 2025 vorziehen

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) begrüßt den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung als wichtigen Schritt für eine zukunftsfähige Gastwelt und Tourismuswirtschaft. Der Vertrag enthält aus Sicht des Thinktanks zahlreiche positive Signale: die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen, die Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit, Entlastungen bei Energie- und Bürokratiekosten sowie die Weiterentwicklung einer nationalen Tourismusstrategie. „Diese Koalition erkennt die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Gastwelt an – das ist ein gutes Signal für über sechs Millionen Beschäftigte in einem Schlüsselsektor des Landes“, erklärt Dr. Marcel Klinge, Vorstandsvorsitzender der DZG. 

Klinge sieht im Vertrag einen echten Fortschritt. Der Koalitionsvertrag greife zentrale Herausforderungen der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit) auf – von der Wettbewerbsfähigkeit bis zur Lebensraumgestaltung in den Regionen. Positiv bewertet die Denkfabrik insbesondere die geplante Entlastung kleiner und mittlerer Unternehmen sowie die angekündigte Modernisierung von Infrastruktur und Digitalisierung im Tourismusbereich. Auch die Stärkung der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) sowie die angekündigte Reform des Reisesicherungsfonds seien aus Sicht der DZG wichtige Fortschritte.

Gleichzeitig mahnt die Denkfabrik aber eine raschere Umsetzung wichtiger Punkte an. So solle die Mehrwertsteuerreduktion laut Einigung der Koalitionäre erst zum 1. Januar 2026 wirksam werden. „Für viele Betriebe ist das möglicherweise zu spät. Wir plädieren dringend dafür, diesen Schritt bereits zum 1. Juli 2025 umzusetzen“, so Klinge. „Der wirtschaftliche Druck ist weiter sehr hoch – gute Entscheidungen müssen auch zum richtigen Zeitpunkt wirksam werden, um Existenzen zu sichern.“ Sorgen bereitet der DZG außerdem die geplante deutliche Anhebung des Mindestlohns. Für viele Gastwelt-Betriebe mit einfachen Tätigkeitsprofilen bedeute das eine erhebliche zusätzliche Belastung, die in Kombination mit immer noch hohen Energie- und Personalkosten kaum zu kompensieren sei.

Enttäuscht zeigt sich die Denkfabrik von der Vereinbarung, dass es zwar Staatsminister für Sport und Ehrenamt sowie für Bund-Länder-Zusammenarbeit geben soll, aber Gastwelt und Tourismus erneut nicht den Sprung in die politische Top-Ebene schaffen. Es sei jetzt unausweichlich, dass es mindestens einen Staatssekretär oder eine Staatssekretärin dezidiert für Tourismus und Gastwelt im Wirtschaftsministerium gibt. Klinge: „Gerade vor dem Hintergrund der positiven Weichenstellungen im Vertrage muss es jetzt auch eine politisch durchsetzungsfähige Position geben, die den guten Koalitionsvertrag für Gastwelt und Tourismus in Regierungshandeln übersetzen kann. Das ist vor allem auch im Interesse des Wirtschaftsstandortes Deutschland.“

Die Denkfabrik sieht im Koalitionsvertrag einen echten Fortschritt für die Branche, mahnt jedoch ein entschlossenes Regierungshandeln an. „Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit: Wir benötigen eine ambitionierte Umsetzung, stabile Finanzierung und politische Verlässlichkeit. Nur dann kann die Gastwelt ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle auch künftig voll entfalten“, so Klinge. 

Hintergrund

Gastwelt

Die Gastwelt ist ein vom Fraunhofer IAO und der Denkfabrik im Jahr 2022 neu konzipierter Dienstleistungssektor, der Gastlichkeit und Lebensqualität als gemeinsames Serviceprodukt in den Mittelpunkt stellt. Die Gastwelt ist durch ihre 250.000 mittelständischen Betriebe eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft und mit 6,2 Millionen Mitarbeitenden der zweitgrößte Arbeitgeber Deutschlands. Sie setzt sich aus den Gastwelt-Sektoren Beherbergung, Gastronomie, Foodservice, Tourismus und Freizeitwirtschaft zusammen und prägt damit den Alltag von Millionen Menschen. Als Arbeitgeber, Standortfaktor und Innovationsmotor trägt die Gastwelt maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilität bei und schafft als #HerzUnsererGesellschaft Orte der Begegnung und des sozialen Miteinanders. Ihre enge Verzahnung mit Handel, Mobilität, Digitalisierung und Infrastruktur macht sie zu einer unverzichtbaren Querschnittsbranche mit Millionen Arbeitsplätzen und hoher Standorttreue.

DZG

Die 2021 gegründete Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) vernetzt auf Bundesebene Politik, Wissenschaft, Verbände und hochkarätige Vertreter aller Wertschöpfungssektoren der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit). Der interdisziplinäre und überparteiliche Thinktank fokussiert sich inhaltlich auf strategische Zukunftsthemen – wie Arbeitskräftesicherung, Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und KI – und entwickelt praxisnahe Maßnahmen zur effektiveren Krisenbewältigung.

Die über 200 Mitgliedsunternehmen und Partner der Spitzenorganisation (wie z.B. die Radeberger Gruppe, Deutsche Bahn, Unilever Food, Motel One, Transgourmet, Metro, Center Parcs, Dorint, Bioland, Dussmann, NordCap, Best Reisen, FlixBus, Booking.com, Gerolsteiner) beschäftigen zusammen über 740.000 Mitarbeitende in allen Regionen Deutschlands. Außerdem engagieren sich über 20 führende Verbände und Organisationen aus allen fünf Gastwelt-Sektoren (wie z.B. die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland HDV, der Verband Deutscher Freizeitparks VDFU, der Verband Internet Reisevertrieb VIR, der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, die Deutsche Barkeeper-Union DBU, die Jeunes Restaurateurs Deutschland JRE, der Industrieverband Haus-, Heiz und Küchentechnik HKI) in der DZG.