Gastweltmacher

Ralf Gravelaar

Ralf Gravelaar

1. Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen und was begeistert Sie bis heute an Ihrer Arbeit?

Wenn ich auf meinen ersten Job noch während der Schulzeit in der Hotellerie zurückschaue, erinnere ich mich daran, dass ich schnell verstanden habe, welche die Faktoren für Erfolg in der Branche sind. Liebe zum Produkt, ein Ambiente in welchem Menschen sich wohlfühlen und vor allem Mitarbeitende, welche beides zusammenführen und mit Leidenschaft und Professionalität ausfüllen. Unsere Branche bietet vielen Talenten die Möglichkeiten sich zu entwickeln, unabhängig vom Bildungsabschluss und Herkunft. Wichtig sind individuelle Förderprogramme und eine gute Ausbildung. Wir sind die Branche der Möglichmacher. Hier sind die Unternehmen gefordert und ja, auch das kostet Geld, welches erstmal erwirtschaftet werden muss.

2. Wie sehen Sie die Zukunft der Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice und Freizeitwirtschaft)?

Ich werbe hier für mehr Optimismus, aber damit hier mehr Optimismus entsteht, ist es wichtig, nachdem die gesamte Branche in den Corona Zeiten in schweres Fahrwasser geraten war und dann in der zweiten Welle zusätzlich von einem Orkan getroffen wurde, nun den Anker zu lichten, den richtigen Kurs zu setzen, die Segel in den Wind zu drehen und wieder Fahrt aufzunehmen. Es ist wichtig von den Beschreibungen der Herausforderungen nun ins Handeln zukommen und Energie freizusetzen.

Entscheidend für den Erfolg der Branche ist, dass Arbeitgeber in ihre Mitarbeitenden investieren, Mitarbeitende mehr Netto vom Brutto erhalten und dass sich die Rahmenbedingungen für die Unternehmen deutlich verbessern. Ich werbe für einen Schulterschluss aller Beteiligten, um gemeinsam ideenreiche pragmatische Lösungen umzusetzen. 

3. Viele sagen: Gastronomie ist mehr als Essen und Trinken – es sind Treffpunkte, Orte der Begegnung und des Zusammenhalts. Wie erleben Sie das mit Ihren Gästen und Ihrem Team?

Nun, viele reden davon, dass die Gastronomie der Kit der Gesellschaft ist. Dies ist vollkommen richtig. Wenn Sie nächstes Mal ausgehen, dann nehmen Sie sich nach der Bestellung doch mal etwas Zeit und schauen sich in der Location um. Es wird Ihnen auffallen, dass die allermeisten in Gesellschaft da sind.

Bei McDonald‘s z. B. treffen sich Gruppen von jungen Menschen nach der Schule, dort können sie ihre Träume austauschen oder Pläne schmieden, was sie nach der Schulzeit machen wollen; oder beim Griechen um die Ecke, wo ein Familienfest mit mehreren Generationen gefeiert wird und über schöne alte Zeiten geplaudert wird und es für Oma der schönste Tag des Jahres ist. Aber auch das Fine Dining Restaurant, in dem ein erstes Date stattfindet, Menschen sich kennenlernen und ihr Lieblingsgericht bestellen.

Was alle verbindet, ist, dass diese schönen Orte hierdurch enorm emotional aufgeladen werden. Umso mehr dieser Orte erhalten bleiben, umso besser für das Wohlbefinden der Menschen. Wir haben schon in vielen Städten das Sterben der Innenstädte durch den EXIT des stationären Handels erleben müssen. Das brauchen wir nicht auch für die Gastro.

4. Welche Bedeutung hat die geplante Absenkung der Umsatzsteuer auf 7 % für Sie und was würde passieren, wenn sie nicht käme?

Aus meiner Sicht müssen wir bei dem Thema aufpassen, dass wir hier in der Diskussion gedanklich nicht zu kurz springen. Zumal eine Reduzierung der MwSt. auf 7 % nur für die Speisen gilt. Wir müssen zusätzlich sämtliche Kosten und vor allem die Kostensteigerung der letzten Jahre sachlich mitberücksichtigen. Die Einkaufspreise, Energiekosten und Lohnkosten sind in den letzten Jahren um über 30 % gestiegen. Eine Entspannung ist hier nicht in Sicht. Auch die der Finanzierungskosten für Investitionen durch ein hohes Zinsniveau stellt die gesamte Branche vor große Herausforderungen. Es geht also mehr darum, die „Bilanz wieder in Ordnung“ bringen, als Gewinne abzuschöpfen und auch um weitere Preissteigungen zu verhindern. Dieses wäre eine gefährliche Abwärtsspirale.

Mit über 6 Millionen Beschäftigten und über 480 Mrd. Umsatz in Deutschland in unserer Branche sind wir ein wichtiger wirtschaftlicher Binnenmotor. Wenn dieser gestärkt wird, wird dieser wiederum Wachstum auslösen. Eine Vorstandskollegin sagte letztens zur mir: „Die Gastronomie kann man nicht nach China verlagern“. Recht hat sie.

„Es geht nicht darum Mitarbeitenden die Kompetenz zu übertragen etwas zu dürfen, man muss Sie befähigen es zu können.“

Ralf Gravelaar – Areas Deutschland Holding GmbH